Teletherapie – Chancen und Möglichkeiten in der physiotherapeutischen Praxis

Teletherapie – Chancen und Möglichkeiten in der physiotherapeutischen Praxis

Liebe Patientinnen und Patienten!

Durch diese ungewöhnliche Zeit, die wir im Moment durchleben, verändert sich nicht nur die private Kommunikation zwischen den Menschen, sondern stellt uns alle auch beruflich vor neue Herausforderungen. Das heißt im Speziellen für uns TherapeutInnen, dass wir unsere PatientInnen im Moment nicht oder nur vereinzelt mittels persönlichen Kontaktes betreuen können. Aus diesem Grund habe ich beschlossen, mich mit der Möglichkeit des Einsatzes von Teletherapie auseinanderzusetzen.

Was genau ist Teletherapie?

Teletherapie steht für die Möglichkeit, online in therapeutischen Kontakt zu treten. Dazu benötigen Therapeutin und Patientin einen Computer mit stabiler Internet-Verbindung und genügend Bandbreite. Ein Head-Set verbessert die Übertragung, ist aber nicht zwingend nötig. Vor Therapiebeginn benötige ich als Therapeutin eine unterschriebene Einwilligung der Patientin, dass gesundheitsbezogene Daten über technische Tools übertragen werden dürfen. Aber keine Sorge – das verwendete Software Programm entspricht den Vorgaben der DSGVO und gewährt einen sensiblen Umgang mit PatientInneninformationen.

Und dann braucht es zuerst ein persönliches Gespräch – dieses Mal eben über den Bildschirm. Wie in der Praxis auch, kann ein genaues Anamnesegespräch geführt werden. Ich erfrage zunächst einmal Daten zur Person und zum Problem weswegen eine Therapie aufgesucht wird. Der/die PatientIn soll mir genau zeigen wo es schmerzt, bei welchen Bewegungen die Schwierigkeiten auftreten. Gegebenenfalls kann mir die Patientin auch zeigen inwiefern Körperregionen in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt sind. Danach leite ich den/die PatientIn an, mir gewisse Bewegungen zu zeigen, um herauszufiltern wo es am Bewegungsapparat Asymmetrien gibt, wo Fehlbelastungen oder eingeschränkte Beweglichkeit zu finden sind. Nach Gespräch und Bewegungsprüfung darf ich dann über den Monitor ganz genau Übungen vorzeigen und anleiten. Dabei kann ich durch den Sichtkontakt sicherstellen, dass Bewegungen und Übungen in guter Qualität nachgemacht werden. Ich kann hier korrigierend eingreifen und z.B. Haltungskorrekturen vornehmen oder Wiederholungszahlen angeben, den/die Patientin über Haltung und Bewegung im Alltag beraten.

Welche Chancen und Möglichkeiten ergeben sich daraus für Teletherapie? 

Das alles klingt ein bisschen komisch? Ja stimmt. Auch für mich hat es sich seltsam angehört, dass ich plötzlich PatientInnen ohne persönlichen Kontakt betreuen soll und kann. Aber je mehr ich mich mit dieser Möglichkeit auseinandersetze, desto mehr Positives kann ich daraus ziehen: Zunächst einmal besteht durch diese Form der Interaktion kein gesundheitliches Risiko. Dann muss sich niemand ins Auto setzen und irgendwohin fahren – die Therapie findet ganz gemütlich im eigenen Wohnzimmer statt. Man richtet sich einen Sessel, eine Turnmatte und andere vorab besprochene Trainingsutensilien her und kann dann gemeinsam arbeiten. Das Anamnesegespräch zu Beginn unterscheidet sich tatsächlich kaum und könnte auch in Zukunft immer in dieser Form stattfinden. Auch hier kann man sich in die Augen schauen und von Angesicht zu Angesicht alles was wichtig ist besprechen und niederschreiben. Wenn irgendwelche besonderen Fragen auftreten kann der/die PatientIn gleich zu Hause im Ordner mit der Krankenakte nachschauen – eigentlich sehr praktisch.

Wenn die Therapie schon mehrmals stattgefunden hat, könnte man durchaus anstatt einer längeren Einheit einmal in der Woche, mehrmals pro Woche kürzere Phasen gemeinsamen Trainierens ausmachen. Uns das ganz und gar unabhängig von örtlichen Entfernungen.

Für wen kann Teletherapie auch in Zukunft von Vorteil sein?

Wenn Menschen zeitlich eingeschränkt sind oder örtlich weiter entfernt von therapeutischer Infrastruktur wohnen wäre es ein Vorteil, sich nicht immer in der Praxis treffen zu müssen sondern auch zu Hause Therapie erhalten zu können. Von den Beschwerdebildern eignet sich dieses Model bspw. nach Operationen und nach erfolgter Rehabilitation, um weiter am Training dran zu bleiben, auch bei chronischen Schmerzpatienten könnte so eine langfristige Beratung und Unterstützung erfolgen. Ebenso ist Elternberatung und Anleitung von Übungen für ihre Kinder so denkbar – und sicherlich noch einiges mehr.

Ich denke mittlerweile, dass es sich lohnt diesen Weg zu beginnen und sich auf neue, kreative Lösungen für Therapien einzulassen, um zu sehen, ob und wie es funktionieren kann. Es würde mich sehr freuen, wenn wir diesen Weg gemeinsam ausprobieren und aus dieser neuen Möglichkeit das Beste herausholen, um gemeinsam die Gesundheit zu fördern!

Ich bin für euch und eure Gesundheit da!

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